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Cannabinoid-Referenztabelle

Eine Cannabinoid-Referenztabelle ist ein strukturiertes Dokument oder eine Übersicht, das die chemischen, biologischen und pharmakologischen Eigenschaften der verschiedenen Cannabinoide – chemische Verbindungen, die in der Cannabispflanze vorkommen – zusammenfasst. Solche Tabellen werden häufig in der Forschung, der Medizin und der Pharmazie verwendet, um relevante Informationen über die Substanzen systematisch darzustellen.

Wichtige Bestandteile einer Cannabinoid-Referenztabelle

  1. Namen und Klassifikation der Cannabinoide:
    • Primäre Cannabinoide: Zu den bekanntesten gehören:
      • THC (Tetrahydrocannabinol): Psychoaktiv und verantwortlich für den „Rausch“.
      • CBD (Cannabidiol): Nicht psychoaktiv, mit entzündungshemmenden und angstlösenden Eigenschaften.
      • CBN (Cannabinol): Mild psychoaktiv, häufig bei gealtertem Cannabis.
    • Sekundäre Cannabinoide: Seltener, aber auch biologisch aktiv, z. B. CBC (Cannabichromen) und CBG (Cannabigerol).
    • Synthetische Cannabinoide: Laborentwickelte Moleküle, die teilweise deutlich stärkere Effekte haben.
  2. Chemische Struktur und Formel:
    • Die Tabelle zeigt oft die chemische Strukturformel, Molekülmasse und andere chemische Eigenschaften, die für die Herstellung oder Analyse wichtig sind.
  3. Biosyntheseweg:
    • Informationen darüber, wie das Cannabinoid in der Pflanze synthetisiert wird. Zum Beispiel entsteht THC durch die Decarboxylierung von THCA (Tetrahydrocannabinolsäure), wenn diese erhitzt wird.
  4. Pharmakologische Eigenschaften:
    • Wirkung auf den menschlichen Körper: Informationen, welche Rezeptoren im Endocannabinoid-System angesprochen werden (z. B. CB1- und CB2-Rezeptoren).
    • Pharmakokinetik: Details zu Absorption, Verteilung, Metabolismus und Ausscheidung im menschlichen Körper.
    • Therapeutische Effekte: Hinweise auf medizinische Anwendungen, wie z. B. Schmerzlinderung, Entzündungshemmung, Anti-Epileptikum.
    • Nebenwirkungen und Toxizität: Potenzielle Risiken und unerwünschte Wirkungen.
  5. Konzentration in Cannabisprodukten:
    • Angaben darüber, wie häufig oder in welcher Konzentration das Cannabinoid in bestimmten Cannabisstämmen oder -produkten vorkommt (z. B. in Ölen, Blüten, Extrakten).
  6. Nachweis und Analyse:
    • Methoden zur Identifikation und Quantifizierung des Cannabinoids, wie z. B. Gaschromatographie (GC) oder Hochleistungsflüssigchromatographie (HPLC).
  7. Stabilität und Lagerung:
    • Hinweise, wie stabil das Cannabinoid ist und welche Bedingungen (z. B. Licht, Temperatur) es beeinflussen können.

Warum sind Cannabinoid-Referenztabellen wichtig?

  1. Forschung und Entwicklung:
    • Sie unterstützen Wissenschaftler dabei, die Wirkung von Cannabinoiden auf Zellen, Tiere und Menschen zu verstehen.
    • Sie dienen als Grundlage für die Entwicklung neuer Medikamente.
  2. Medizinische Anwendungen:
    • Ärzte und Apotheker nutzen sie, um die richtige Substanz oder Dosierung für Patienten zu finden.
    • Patienten mit spezifischen Krankheiten (z. B. Epilepsie, chronischen Schmerzen) können auf Basis dieser Tabellen gezielt behandelt werden.
  3. Regulierung und Qualitätssicherung:
    • Behörden und Labore können damit Cannabisprodukte auf Reinheit, Sicherheit und Konsistenz überprüfen.
    • Sie stellen sicher, dass der Gehalt an psychoaktiven Substanzen (z. B. THC) im legalen Rahmen bleibt.
  4. Konsumentenbildung:
    • Informierte Konsumenten können besser verstehen, welche Produkte ihren Bedürfnissen entsprechen, z. B. THC-armen und CBD-reichen Produkte für Entspannung ohne Rausch.

Beispiel einer Cannabinoid-Referenztabelle (vereinfachter Auszug):

CannabinoidChemische FormelHauptwirkungTherapeutische AnwendungRezeptorbindung
THCC21H30O2PsychoaktivAppetitsteigerung, SchmerzCB1, CB2
CBDC21H30O2Nicht psychoaktivEntzündungen, Angst, EpilepsieCB2 (indirekt)
CBNC21H26O2Mild psychoaktivSedierungCB1 (schwach), CB2
CBCC21H30O2Nicht psychoaktivAntidepressivum, SchmerzCB2
CBGC21H32O2Nicht psychoaktivEntzündungen, antibakteriellCB2 (leicht)

Diese Art von Tabelle ist ein nützliches Werkzeug, um das Verständnis und die Anwendung von Cannabinoiden wissenschaftlich zu fundieren.

Eine umfassende Cannabinoid-Referenztabelle kann sehr umfangreich sein, da es über 100 identifizierte Cannabinoide gibt. Hier stelle ich eine vollständige Übersicht der wichtigsten Cannabinoide und ihrer relevanten Informationen bereit, die in der Wissenschaft, Medizin und Pharmazie von Interesse sind:


Cannabinoid-Referenztabelle

CannabinoidAbkürzungChemische FormelPsychoaktiv?WirkungTherapeutische AnwendungRezeptorbindungVorkommen
TetrahydrocannabinolTHCC21H30O2JaEuphorie, Appetitsteigerung, Schmerzlinderung, MuskelrelaxationChronische Schmerzen, Appetitlosigkeit, ÜbelkeitCB1 (stark), CB2 (moderat)Hoch in THC-dominanten Sorten
CannabidiolCBDC21H30O2NeinAngstlösend, entzündungshemmend, neuroprotektivEpilepsie (z. B. Dravet-Syndrom), Angst, EntzündungenCB1 (indirekt), CB2 (indirekt)Hoch in CBD-dominanten Sorten
CannabinolCBNC21H26O2MildSedierend, antibakteriellSchlafstörungen, AppetitstimulierungCB1 (schwach), CB2 (moderat)Durch THC-Oxidation (alter Cannabis)
CannabichromenCBCC21H30O2NeinEntzündungshemmend, stimmungsaufhellendDepressionen, EntzündungenCB2Mittlere Konzentrationen in Cannabis
CannabigerolCBGC21H32O2NeinAntibakteriell, entzündungshemmendEntzündungen, entzündliche Darmerkrankungen, GlaukomCB1 (leicht), CB2Jungpflanzen; Vorläufer von THC/CBD
TetrahydrocannabivarinTHCVC19H26O2Ja (mild)Appetitzügelnd, energetisierendGewichtsmanagement, DiabetesCB1 (antagonistisch), CB2In manchen Sativas
CannabidivarinCBDVC19H26O2NeinAntikonvulsivEpilepsie, insbesondere seltene FormenCB2Hoch in CBDV-reichen Sorten
Delta-8-TetrahydrocannabinolΔ8-THCC21H30O2Ja (mild)Psychoaktiv (weniger intensiv als THC), beruhigendÜbelkeit, Stress, leichte SchmerzenCB1 (stark), CB2Selten, entsteht durch THC-Isomerisierung
CannabitriolCBTC21H30O4NeinWenig erforscht, möglicherweise entzündungshemmendPotenzielle medizinische Anwendungen (noch in Forschung)Noch unklarGering in Cannabis
CannabicyclolCBLC21H30O2NeinMöglicherweise antioxidativAntioxidative Anwendungen (noch unklar)Noch unklarIn gealtertem Cannabis

Ergänzende Details zu den Spalten:

1. Chemische Formel und Eigenschaften:

  • Die chemische Formel gibt die Anzahl von Kohlenstoff-, Wasserstoff- und Sauerstoffatomen in der Molekülstruktur an.
  • Isomere (z. B. Δ8-THC und Δ9-THC) haben die gleiche Formel, aber unterschiedliche chemische Anordnungen, die die Wirkung beeinflussen.

2. Psychoaktivität:

  • Psychoaktivität beschreibt, ob das Cannabinoid eine Veränderung im Bewusstsein oder in der Wahrnehmung verursacht.
  • THC ist das primäre psychoaktive Cannabinoid, während die meisten anderen nicht-psychoaktiv oder mild psychoaktiv sind.

3. Wirkung und Anwendung:

  • Viele Cannabinoide haben medizinisches Potenzial, z. B. bei der Behandlung von Epilepsie (CBD), Schlafstörungen (CBN) oder entzündlichen Erkrankungen (CBC, CBG).

4. Rezeptorbindung:

  • Das Endocannabinoid-System besteht aus CB1- und CB2-Rezeptoren:
    • CB1-Rezeptoren: Hauptsächlich im zentralen Nervensystem (verantwortlich für psychoaktive Effekte).
    • CB2-Rezeptoren: In Immunzellen und peripherem Gewebe (verantwortlich für entzündungshemmende Effekte).
  • Die Bindung eines Cannabinoids an einen dieser Rezeptoren bestimmt, wie es im Körper wirkt.

5. Vorkommen in der Pflanze:

  • Nicht alle Cannabinoide kommen in hoher Konzentration vor. Manche, wie CBG oder CBC, sind in der Pflanze selten und meist nur in spezialisierten Züchtungen höher konzentriert.

Anwendung einer solchen Tabelle

  • Medizinische Forschung: Ärzte und Wissenschaftler nutzen diese Tabelle, um Cannabinoide mit spezifischen Eigenschaften für bestimmte Krankheitsbilder auszuwählen.
  • Pharmazie: Zur Entwicklung und Herstellung von Arzneimitteln wie Epidiolex (CBD-basiertes Medikament).
  • Konsumprodukte: Hersteller von Cannabisprodukten können Verbraucher besser informieren und gezielt Produkte mit bestimmten Cannabinoid-Profilen entwickeln.

Bild von brgfx auf Freepik